Samstag, 9. März 2013

Marie Antoinette - Musical




Das Stück beginnt damit, dass Cagliostro (Yngve Gasoy-Romdal) auf die Bühne kommt und "Illusionen" singt. Ein tolles Lied. Cagliostro erzählt praktisch die ganze Geschichte und taucht immer wieder in verschiedenen Szenen auf.

Der Mensch lebt von Illusionen,
er will an Wunder glauben,
und solang in ihm Träume wohnen,
hält er sie fest.
Wer hofft, verlacht die Not
und verachtet den Tod!
Der Mensch ist stark,
wenn man ihm Illusionen lässt.


Es geht damit weiter, dass die Bettlerin Margrid Arnaud (Sabrina Weckerlin) im Dorf Veilchen verkaufen möchte, um sich ein wenig Geld zu verdienen. Anstatt Geld bekommt sie einen Blechknopf. Als sie merkt, dass sie betrogen wurde, nimmt sie die Verfolgung auf und platzt geradewegs in einen vornehmen Ball hinein, wo die edelsten Menschen Frankreichs sich amüsieren - unter ihnen auch die Königin Marie Antoinette (Anna Lopusny).
Eine sehr ergreifende Szene, bei dem einem schnell klar wird, wie Margrid "tickt". Sie wurdebetrogen und handelt sofort.

Man sieht man die Königin Marie Antoinette fröhlich herumtanzen. 

Seht sie an, wie sorglos und schön sie ist
Königin Marie Antoinette
So jung, so stolz, leicht wie eine Feder
Fast wie auf Wolken schwebend ...


Marie Antoinette tanzt mit Graf Axel von Fersen. Es hatte sich bereits herumgesprochen, dass er ihr "Lover" ist. Als sie den Eindringling Margrid entdeckt, verspottet sie die Bettlerin.
"Was hat sie hier zu suchen? ... Wie schmutzig sie ist! Schämt sie sich nicht?!"
Margrid sagt, dass sich diejenigen schämen sollen, die am Unglück der Bettler von Paris schuld sind. Noch nicht einmal ein Stück Brot haben sie. Marie Antoinette und ihre "Anhänger" spotten:

Wenn sie kein Brot haben, sollen sie doch Kuchen essen!

Marie Antoinette bietet Margrid ein Glas frischen Champagner an, schüttet es ihr dann aber über den Kopf. Das Lied "Langweilen will ich mich nicht" beginnt.

Ich will leben,
ich will jung sein und vergnügt.
Ich will lachen,
ich will Dummheiten machen
und ich will tanzen im Licht,
nur langweilen will ich mich nicht!
Ich will alles mal probieren,
was ein wenig Spaß verspricht
Nur langweilen will ich mich nicht!
Nur la-la-la-langweilen will ich mich nicht!

Nachdem sie von der Bühne gegangen war, beginnt jedoch eines der emotionalsten Lieder des Musicals. Margrid (alias Sabrina) singt "Blind vom Licht der vielen Kerzen".
Blind vom Licht der vielen Kerzen,
seht ihr nicht in die Dunkelheit.
Ihr kleidet euch in Samt und Seide
und ihr mästet euch an reich gedeckten Tafeln.

Unsre Klagen sind euch lästig,
ihr könnt und wollt uns nicht verstehn'.
Ihr lebt im Überfluss, satt bis zum Überdruss
und was euch stört, wollt ihr nicht sehn'.

Wir stehn' hier draußen wie Gespenster
während ihr drinnen tanzt und lacht.
Wir sehn' euch im hellen Fenster,
ihr seht draußen nur die Nacht.

Blind vom Licht könnt ihr nicht ahnen,
dass "Elend" mehr ist als ein Wort.
Ihr saht nie in die großen Augen,
der Kinder, die am Rand der Straße sterben.

Zwischen Ratten, Müll und Flüchen,
heißt "Leben" nur zugrunde gehn'
In Menschen ohne Mut,
ist nichts als Hass und Wut.
Doch unsre Faust,
könnt ihr nicht sehn'.


Es folgt die erste Begegnung zwischen Margrid und Axel. Er entschuldigt sich im Namen der Königin für deren unverschämtes Verhalten. Er bietet ihr Geld, doch Margrid lehnt ab. Sie sagt:  "Ich habe das Recht, wie ein Mensch behandelt zu werden und das lasse ich mir nicht abkaufen!"

Zum ersten Mal an diesem Abend singt Axel (Patrick Stanken).

Du siehst klarer als die meisten
Dein Blick verlang Gerechtigkeit
Und trägst du auch ein Kleid aus Lumpen
Du hast Stolz in dir, du hast dich nicht aufgegeben

Dein offenes Gesicht, die Kraft, die aus dir spricht
Um dich ist Nacht, in dir ist Licht


Margrid nimmt nur das, was ihr zusteht. Sie verlässt die Bühne.

Anschließend sieht man, wie Marie Antoinette verwöhnt wird. Sie kauft sündhaft teuren Schmuck und achtet nicht auf's Geld.
"Nennen Sie mir nicht den Preis, ich nehm das Ding! Die Rechnung, wie gewohnt, an meinen Mann!"
Währenddessen macht sich König Ludwig von Frankreich große Sorgen um die Finanzen. Trotzdem kann er seiner Frau nichts abschlagen. Hier wird klar: Er ist schwach - und definitiv kein König wie er sein sollte.

Die nächste Szene:
Magrid hört ein altes Kinderlied, das ihr sehr bekannt vorkommt. Sie entdeckt die Nonne "Agnés Duchamps", eine ihrer alten Lehrerinnen der Klosterschule. Zusammen singen sie "Still, still".

Still, still - hör in dich hinein
Still, still - du bist nicht ganz allein
Dein Engel weiß, wie weh es tut
Und doch sagt er: "Alles wird gut."


Anschließend begegnet Margrid zum ersten Mal "Madame Lapin". Sie besitzt ein Bordell. Man macht sie auf Margrid aufmerksam, da sie der Königin Marie Antoinette ähnlich sieht.
Sie wird von Madame Lapin von der Straße geholt. Sie bot ihr einen Job in ihrem Hause an. Dazu bekommt sie ein wunderschönes Kleid und sieht der Königin Marie Antoinette nun tatsächlich zum verwechseln ähnlich.
Agnés rät ihr davon ab, sich in dieses "Haus der Sünde" zu begeben, aber Margrid sieht nur die Aussicht auf ein besseres Leben. Sie bekommt ein eigenes Zimmer geboten und müsste nicht mehr auf der Straße leben. In einem sehr, sehr emotionalen Song singt sie von ihrer ersten "Begegnung" mit Marie Antoinette. 

Marie Antoinette, Marie Antoinette
Seit dieser Stunde frag ich mich: Warum sie, warum nicht ich?
Sie wird bedient - ich muss mich plagen
Sie wird verwöhnt - ich werd geschlagen
Sie ist reich und königlich - Warum sie, warum nicht ich?



Im Bordell trifft Margrid auf den Herzog von Orléans, der von Marc Clear gespielt wird. Es folgt das Lied "Weil ich besser bin".

Wo man steht in dieser Welt,
hat deine Herkunft entschieden
Und stehst du da, wo's dir nicht gefällt
Wäre es dumm von dir zufrieden zu sein

Willst du dein Recht, gib nicht klein bei,
verschaff' es dir selbst, was immer es sei
Was aus dir wird, das liegt nur an dir
Nimm' dir ein Beispiel an mir

Ich kann es nicht leiden, wenn ich nicht gewinn'
Nein, ich bin nicht bescheiden,
weil ich besser bin!

Der Herzog von Orléans nimmt Margrid mit auf einen Maskenball, wo sich auch die Königin
Marie Antoinette aufhält.

Wenn ich nicht wär, die ich bin,
dann lief ich fort mit dir

Wenn ich nicht wär, der ich bin,
blieb ich für immer hier

Warum sperrt mich der Zufall der Geburt in dieses Leben ein?
Etwas in mir sehnt sich danach, einmal ganz frei zu sein...

( ... )

Festgelegt ist unser Schicksalslauf,
der Wunsch zu fliehn' bleibt Fantasie
und so setzen wir die Masken auf,
im Saal und auf der Galerie,
doch zufrieden sind wir nie...

Es folgt ein Dialog, den Axel und Marie führen. Sie zeigt ihm das Amulett ihres Vaters. Er schenkte es ihr drei Wochen bevor er starb. Marie liest die Gravierung - sein Lebensmotto: "Tu was dich glücklich macht!" - Axel schaut es sich genauer an und murmelt: "Dolore Fortiter... Das heißt: Stärker durch Leid“ Auf dem Ball passiert es dann, dass Axel Margrid mit Marie Antoinette verwechselt. Die beiden tauschen kurz die Rollen.  Als der Irrtum auffällt, wechseln sie schnell und wortlos die Positionen.

Es folgt eine Szene, in der König Louis XVI. (gespielt von Frank Winkels) in seiner Schlosserei ist und man ihm das neueste Highlight vorstellt: Eine Guillotine. Dieses Hinrichtungsmaschine dient dazu, den zum Tode verurteilten Personen den Kopf abzutrennen.
Marie Antoinette kommt hinzu und ist furchtbar erschrocken über diesen grausamen Apparat. Im Hintergrund hört man Cagliostro singen, der prophezeit, dass König und Königin unter diesem Instrument sterben werden. Marie ist außer sich und bittet den König, die Guillotine wegzuschaffen. Sie rennt davon.

Die nächste Szene spielt  5 Jahre später. Vom Volk wird ein Spottlied auf Marie Antoinette gesungen.
Marie Antoinette liegt so gern im Bett
Da lässt sie sich bedienen
Sie frisst den ganzen Tag Pralinen und Rosinen
und was sie sonst noch mag
Denn unsere Österreicherin
hat nichts als ihren Spaß im Sinn!

In diesem Spottlied wird Marie Antoinette vorgeworfen, zahlreiche Liebhaber gehabt zu haben und sich, wie oben erwähnt, nur bedienen zu lassen.


Es folgte etwas sehr ergreifendes: Madame Lapin wird aus der Menge hervorgezogen und wegen "Anstiftung zur Unzucht" verurteilt. Man peitscht sie vor versammelter Mannschaft aus.
Margrid ist außer sich. Sie sieht in Madame Lapin ihre Retterin. Sie war diejenige, die Margrid von der Straße holte. "Die Einzige außer dir, die je gut zu mir war!", sagt sie zu Agnés. - Es hilft nichts. Madame Lapin muss die Qualen ertragen - und stirbt daran.

Margrid's Stimme durchschneidet die lauten Rufe des Volkes. "MÖRDER!!"
Es folgt das Lied "Ich weine nicht mehr".

Lang wollt' ich die Wahrheit nicht sehn',
doch langsam fang ich an zu verstehn'
Gott hört uns nicht - wozu dann beten?

Recht ist was den Mächtigen nützt,
wer schwach ist, ist vor keiner Willkür geschützt
Wer hilflos ist, auf den wird eingetreten
und niemand erbarmt sich,
so laut wir auch schrein' ...

Doch ich weine nicht mehr,
mein Herz ist erstarrt  zu Stein
Der Himmel ist leer,
Gottes Engel ließ uns allein
Nichts wird sein wie bisher
denn ich habe verlernt zu verzeihn'
Ich weine nicht mehr,
Ab jetzt ball' ich die Faust und sag Nein! 

Traurig sein ist nicht mehr genug,
wenn Schweigen klug ist, bin ich nicht länger klug
Ich will nicht mehr alles ertragen
Wir können nur frei sein,
wenn wir uns befrein' ...



Margrid nimmt sich das blutgetränkte Tuch der Toten und schwört Rache.
Gute Menschen gehn' zugrunde,
die Schlechten aber triumphiern'
anstatt Gerechtigkeit
regiert die Grausamkeit
die Mörderin heißt: Marie Antoinette!








In der nächsten Szene treffen Marie Antoinette und Graf Axel von Fersen erneut aufeinander.
Axel will nach Amerika gehen. Marie beschwört ihn, bei ihr zu bleiben. - Vergeblich.
Die beiden singen "Gefühl und Verstand".

Ich sehne mich danach, dich ganz zu haben
und ohne diese Angst, dass man uns sieht
Ich leb nur in den Stunden wenn du bei mir bist
und jeder Abschied ist ein kleines Sterben

Ich flieh' vor meinen Hoffnungen und Wünschen
und lauf im Grunde vor mir selbst davon
Liegt zwischen dir und mir auch bald ein Ozean
die Flucht ins Irgendwo führt nirgends hin.

Mein Gefühl sagt ich gehör zu dir
doch mein Verstand sagt mir, es kann nicht sein
Mein Gefühl sagt, wenn ich dich verlier,
bin ich überall allein



Bevor die beiden sich trennen, redet Axel ihr ins Gewissen: "Du hast eine Aufgabe. Sei eine gute Königin!" Marie: "Aber die Franzosen hassen mich!"
Axel: "Sie hassen dich nicht. Sie hassen nur die, für die sie dich halten. Sie wissen nicht, wer du wirklich bist."
Ein bedeutender Dialog.
Axel beginnt, von Margrid zu sprechen. Er erzählt ihr von der Szene auf dem Marktplatz, als Madame Lapin ums Leben kam und Margrid Rache schwor. Marie ist entsetzt und fordert ihn dazu auf, dies sofort der Polizei zu melden. Axel jedoch sagt: "Ich will nicht, dass man sie gefangen nimmt. Ich will das du verstehst, wie die Stimmung im Volk ist! Sie sagt nur das, was Millionen andere schon lange denken!"
Marie versteht ihn nicht. Will ihn nicht verstehen. Die beiden trennen sich im Streit. 

Es folgt eine gemeine Intrige gegen Marie Antoinette.

Sie scheint sich die Worte von Axel nun doch zu Herzen genommen zu haben und lehnt sündhaft teuren Schmuck, den man ihr anbietet, ab. "Ich habe beschlossen, eine gute Königin zu sein", sind ihre Worte.
Die Szenen werden, wie eigentlich schon gewohnt, von Cagliostro erzählt.


Der Kardinal Rohan sieht seine Chance: Da er von der Königin stets ignoriert wird, obwohl er ein Mitglied der königlichen Familie ist, lässt er sich leicht von seiner Geliebten - der Hofdame der Königin - dazu anstiften, das teure Halsband im Namen der Königin zu besorgen. Er besteht aber darauf, es der Königin selbst zu geben. Da diese Aktion Marie Antoinette in einen Skandal verwickeln würde, kann die Hofdame, Margrid dazu überreden, sich als Marie Antoinette zu verkleiden und "mitzuspielen". In einer "Nacht- und Nebel-Aktion" übergibt Kardinal Rohan den Schmuck jemandem, von dem er glaubt, es sei die Königin. In Wahrheit ist es die "Doppelgängerin" Margrid Arnaud.


Der Skandal ist vollbracht.

Am Himmelfahrtstag im Jahr 1785 versammelt sich das Volk, um Fragen und Wünsche an den König zu äußern. Auch Margrid sieht ihre Chance: An diesem Tag will sie mit dem blutgetränkten Tuch Madame Lapin's vor die Königin treten und sie zur Rede stellen. Agnés will es ihr ausreden, da man sie dafür schwer bestrafen würde.
Es kommt an diesem Tag zum Eklat: Der Juwelier Boehmer fordert die Bezahlung des Halsbandes. Marie Antoinette weiß natürlich nicht, wovon da gesprochen wird und beharrt darauf, das Halsband nicht gekauft zu haben. Als herauskommt, dass Rohan sich hat täuschen lassen, fordert Marie seine sofortige Verhaftung. Sie ist von dieser Unterstellung zutiefst verletzt.
Plötzlich erkennt Kardinal Rohan die Doppelgängerin Margrid Arnaud wieder. Sie wird zur Rede gestellt. Margrid ergreift die Chance und wirft Marie Antoinette den Mord an Madame Lapin vor.

Der erste Akt endet damit, dass das gesamte Volk singt: 

Nein, wir weinen nicht mehr
Das Herz ist erstarrt zu Stein
Der Himmel ist leer
Gottes Engel ließ uns allein

Nichts wird sein wie bisher
Denn wir haben verlernt, zu verzeihn'
Wir weinen nicht mehr
Jetzt und hier ist es Zeit, sich zu wehrn'
Zeit sich zu wehrn' !
























Der zweite Akt beginnt damit, dass Margrid im Gefängnis sitzt und ein Lied singt, "Ich bin etwas wert".

Einsamkeit ist mir sehr vertraut
schon als Kind war ich fast immer allein
Die andern spuckten mich an und lachten mich aus
denn ich gehörte nicht dazu

Sie jagten mich und riefen laut mir schlimme Namen nach
Nur weil ich vaterlos war sagten sie:
"Du bist nichts wert!
Bist nichts wert..."

Oft sah ich unter Tränen zu den anderen hin
Doch mit Trotz im Blick schwor ich mir:
Ich will sein, die ich bin!

Agnés verkündet die Verhandlung am kommenden Montag und bittet Margrid, alles abzuleugnen. Damit Margrid mehr über ihren Vater erfährt, hat Agnés einen Brief von einer weiteren Schwester aus der Klosterschule dabei. Dort steht, dass sich ihr Vater regelmäßig um Margrids Schuldgeld gekümmert hat. Seine Briefe trugen das Siegel des österreichischen Kaiserhauses und war somit eine hochgestellte Persönlichkeit. 

Hier wird plötzlich klar, dass Marie und Margrid sich vielleicht nicht umsonst so ähnlich sind.

Agnés ist begeistert. "Stell dir vor, dein Vater könnte der Kaiser von Österreich gewesen sein!" - Aber Margrid will das gar nicht wissen. Sie will auch den Brief nicht haben.

In der nächsten Szene sieht man, dass Rohan freigesprochen wurde - ebenso wie Margrid Arnaud. Diese wird vom Volk als Spitzel auserwählt. Margrid ist voller Hass auf Marie Antoinette und will diese Aufgabe nur zu gerne annehmen.

Agnés beschwört sie, keine Rache zu nehmen, denn sie kennt die Folgen.
"Du wirfst ihr Hochmut vor", sagt Agnés. "Aber du bist genauso hochmütig auf deine Weise."

Margrid ist wütend über Agnés' Verhalten. Sie geht.
Daraufhin singt Agnés den schönen Song "Gott sieht uns zu".

Wo Hass ist, ist auch Lüge
und Gottes Welt ist voll Bosheit
Angst und Dunkelheit - Wie kann das sein?

Macht und Leid macht Menschen grausam
Das ist uns're bitt're Wirklichkeit
Gott greift nicht ein

Doch nichts was geschieht,
schlecht oder gut,
bleibt unbemerkt

Gott sieht uns zu, er versteht und verzeiht
Was wir auch tun und wohin wir auch gehn
Er kennt uns're Fragen, er kennt uns're Klagen
und wenn wir verzagen, hört er unser Flehn'

Wir kämpfen mir Sorgen, wir fürchten den Morgen
und sind doch geborgen, denn Gott ist ganz nah ...


Es folgte ein Lied, gesungen von Cagliostro. "Wenn Wölfe heulen".

Wenn Wölfe heulen, hörn' sie nicht auf Geigen
und wenn sie tanzen, tanzen sie nicht im Takt
Man darf den Wölfen keine Schwäche zeigen,
sie heulen vor Wut, wenn sie der Blutdurst packt!


Cagliostro feuert das Volk mehr und mehr an. Alle werden wütender, stürmischer, ungehaltener. Jeder weiß, worauf das alles hinauslaufen wird... 

Anschließend sieht man, wie Margrid die Frauen von Paris dazu auffordert, auch mitzumachen.  Erst lehnen die Frauen ab, doch als der Herzog von Orléans ihnen Geld bietet, ziehen sie schließlich mit. - Wohl auch im Wissen, dass man auf Frauen nicht schießen wird. "Niemand hält uns auf!", ruft Margrid. Sie agiert auch hier wieder als Anführerin. 

In der nächsten Szene sieht man Marie Antoinette draußen auf dem Hof stehen. Sie singt  "Das einzige, was richtig ist" und beschreibt damit ihre Gefühle für Axel und die Ängste, die in ihr wachsen.

Ich hätte keinem trauen dürfen,
doch ich war viel zu jung, um das Lügennetz zu durchschaun'
Ich war verliebt in mich selbst,
nur nach und nach begfreife ich:
Beinah' alles was ich tat, kehrt sich jetzt gegen mich

Das einzige was richtig ist: Ich liebe den verkehrten Mann
Ein Mann mit dem ich nie zusammen leben kann
Doch ist er auch weit - er ist mir nah
Nicht hier und trotzdem da

Ein Mensch der mir ins Herz sieht
und mich nicht an meinen Fehlern misst
Das ich den Falschen liebe,
ist das einzige, was richtig ist ...







Das Ensemble  nähert sich von allen Seiten.

Marie Antoinette trägt Sorge dafür, dass ihre Kinder in Sicherheit gebracht werden, bevor das wütende Volk schließlich da ist.
Kurz bevor man König und Königin in die Finger bekommt, hält Margrid sie auf.
"... aber Mörder sind wir nicht!"

Man nimmt König Louis und Marie Antoinette gefangen.


Eine kurze Zwischensequenz folgt:
Graf Axel von Fersen ist wieder im Land. Er will seine Geliebte, Marie Antoinette, retten.

Oft hab ich gefragt warum ich dir begegnet bin
Meine Liebe suchte stumm in all' der Qual den Sinn
Ich riss' mich los, ich hielt es nicht lang aus
Ich floh und kam zurück

Etwas in mir zog mich zu dir - in jedem Augenblick

Aber nie hätte ich je gedacht, dass dir Gefahr droht irgendwann
Deine Sonne stürzte in die Nacht
Auf einmal kommt es auf mich an

Etwas in mir sagt ich bin hier, weil ich dich retten kann...

Während König und Königin unter eine Art "Hausarrest" gesetzt werden, engagiert man Margrid Arnaud als Spionin. Sie soll herausfinden, was Marie Antoinette als nächstes vorhat. Es fällt ihr nicht schwer, Zofe der Königin zu werden.

Ein Lied leitet die weiteren Intrigen des Volkes ein. "Terrorherrschaft".

Nur eine Terrorherrschaft führt zum Sieg
Kampf gegen Hurenwirtschaft ist wie Krieg
Nur eine Terrorherrschaft hilft dem Land


Das Lied verdeutlicht die Stimmung innerhalb des Volkes. Spätestens jetzt erkennt man, dass besonders Margrid Arnaud noch immer voller Hass gegen die Königin ist. Sie will Marie Antoinette fallen sehen und hat schon längst eine unheimlich starke Revolution eingeleitet.
Margrid bewacht Marie Antoinette. Eines Tages jedoch bekommt sie Besuch. Graf Axel von Fersen hatte sich angekündigt. Marie will mit ihm alleine sein und dieser Wunsch wird toleriert.

Axel redet auf sie ein, will ihr klar machen, dass das erst der Anfang ist.
"Das Feuer stirbt erst, wenn alles zu Asche verbrannt ist!"

Er hat Angst um seine Geliebte und überredet sie zur Flucht.



Marie Antoinette erzählt in einem kurzen Lied darüber, wie sie überhaupt nach Frankreich kam. 


Mit Fünfzehn musste ich als Braut nach Frankreich fahren
Ich weinte noch, als wir schon an der Grenze waren
Man zog mich aus - es half kein Klagen,
ich musste Frankreich's Stoffe tragen

Bevor ich dich fand, war ich wehrlos gegen Lügen,
vor dir ließ ich mich leicht von Heucheleien betrügen
Doch dir kann ich vertraun'
auf dich kann ich baun'

Das Lied lässt verstehen, dass auch hinter dieser Fassade mehr steckt.

Axel hat alles genau geplant. Als Kutscher verkleidet versucht er, die königliche Familie davon zu schmuggeln. - Die Flucht misslingt und die Königsfamilie wird nun endgültig ins Gefängnis gesperrt.
All das sieht man im Stück nicht, es wird lediglich von Cagliostro erzählt.

Bereits in der nächsten Szene sieht man die königliche Familie hinter Gittern.

Da König Louis XVI. dafür verantwortlich ist, dass die Flucht nicht gelang, macht er sich heftige Vorwürfe. Es folgt das Lied "Warum muss ich sein, was ich nicht bin?"
Das Lied erzählt davon, dass König Louis sich nicht als König fühlt und dieser Aufgabe nicht gewachsen ist. Er träumt davon, ein normales Leben zu führen, ohne diese übermäßige Verantwortung. 

Die nächste Szene wieder: Marie's Kinder fürchten sich. Die Königin nimmt sie in die Arme und beginnt leise zu singen: 

Still, still - hör in dich hinein
Still, still - du bist nicht ganz allein 

Margrid - die noch immer auf die Königin aufpassen soll - hört das alte Kinderlied und stimmt leise mit ein. Sie hatte immer gedacht, sie wäre die einzige, die das Lied kannte. Marie erzählt, dass ihr Vater es früher immer für sie gesungen hatte.
Das ist das erste Mal, dass sich die Frauen ein wenig annähern. Marie nutzt die Gelegenheit und gibt Margrid einen Brief, mit der Bitte, diesen an Graf Axel von Fersen zu geben. Sie sagt, es wäre ein Liebesbrief. Margrid nimmt den Brief an sich.
Plötzlich sieht man grelles, rotes Licht. Laute Musik, schreiende Menschen. Agnés kommt angerannt und berichtet, man hätte Prinzessin Lamballe (Obersthofmeisterin und gute Freundin von Marie Antoinette) erschlagen und ihren Kopf auf einer Stange aufgespießt. Bereits kurze Zeit später sieht man das wütende Volk auf das Gefängnis zustürmen. Wieder kann Margrid Arnaud in letzter Sekunde verhindern, dass schlimmeres passiert.


Als sich das Volk wieder entfernt, sieht man Graf Axel von Fersen die Bühne betreten. Er fordert den Brief von Margrid, doch sie will ihn nicht herausrücken. Erst als Agnés ihr anbietet, den Brief zuerst zu lesen, um sicher zu gehen, dass es wirklich ein Liebesbrief ist, stimmt sie zu. Agnés liest den Brief. - Es ist kein Liebesbrief. In dem Schreiben fordert Marie Antoinette die Invasion Frankreichs durch Europas Monarchien. Das ist Hochverrat. - Ihr Todesurteil.

Axel fleht Margrid an, ihr den Brief zu übergeben, doch es ist zwecklos.
Der nächste Song von Graf Axel von Fersen lässt einem die Kehle wortwörtlich fest zusammenschnüren...


Du hättest keinem trauen dürfen,
doch du bist viel zu Stolz
um aus Vorsicht zu resigniern'
weil du stets Königin bleibst
und diesen Mut bewund're ich
Doch fast alles was du tust
kehrt sich jetzt gegen dich

Ich lieb' dich mehr denn je,
sogar jetzt, da du gefangen bist
Bleibst du die Königin, die unerreichbar ist
And're beugt das Leid und macht sie klein,
dich lässt es größer sein

Die Welt weiß nichts von dir,
weil sie sich nur an deinen Fehlern misst
Was immer auch geschieht:
Ich geb' nicht zu, dass du verloren bist!

Solang ich atmen kann, bin ich bei Tag und Nacht nur für dich da
und wenn wir beide sterben müssen, sind wir uns für immer nah ...

Wenn man den Text hört (bzw. in dem Fall 'liest') erinnern wir uns an den Spruch auf dem Amulett: Stärker durch Leid.
In der nächsten Szene sieht man auch schon, wie König Louis XVI. auf der Guillotine hingerichtet wird.

Das ist im Musical gut gemacht: Die Guillotine befindet sich auf einer Drehbühne. Auf der einen Seite sieht man das Todesinstrument und auf der anderen Seite das Gefängnis. Bei der Hinrichtung wird die Guillotine nach hinten gedreht und man sieht lediglich das Messer hinabfahren. Wenn es wieder hochgezogen wird, sind rote, klebrige Blutsspuren daran zu erkennen.

Man sieht Marie Antoinette nun alleine mit den Kindern im Gefängnis sitzen. Über Nacht ist ihr Haar ganz grau geworden.

Margrid besucht die Königin und entschuldigt sich. Was dem König passierte, war ein Unrecht.
"Er war ein schlechter König, aber kein schlechter Mensch..."

Natürlich wird Margrid von Marie Antoinette beschuldigt, sie verraten zu haben. Margrid jedoch erzählt ihr, dass sie den Brief noch hat. Sie hatte nichts preis gegeben. Marie will ihn wieder haben, aber Margrid lehnt ab.

Sie bringt Graf Axel von Fersen heimlich in das Gebäude und lässt die beiden alleine.

Axel versucht Marie dazu zu überreden, noch einmal zu fliehen. Dazu müsste sie aber ihre Kinder vorrübergehend zurücklassen. Marie lehnt sofort ab. Ihre Kinder lässt sie nicht im Stich.
Das alles wird auf den Höhepunkt getrieben, als ihr der Sohn weggenommen wird. Man will ihn umerziehen lassen, sodass er sich für sie schämt. Das schlimmste, was überhaupt passieren kann. Marie fleht, ihren Sohn bei sich behalten zu dürfen, doch der Junge wird ihr entrissen.

Auch Margrid versuchte, die Männer davon abzuhalten, der Mutter das Kind wegzunehmen. Marie hat geweint und geschrien, doch es half nichts - der Junge kam weg.
Marie Antoinette bricht zusammen. 

Margrid ist entsetzt über diese Grausamkeit.

Mein Gott, ich schwör, das hab ich nicht gewollt
mein Ziel war nur eine bessere Welt
Ich wollt' was gerecht ist, das niemand ein Knecht ist,
das aufhört was schlecht ist und Gutes beginnt ...
( ... )
Ist denn Gerechtigkeit nur Illusion...?

Sie erkennt, dass das alles zu weit gegangen ist. - Das sie zu weit gegangen ist. 
Doch es ist zu spät. Marie Antoinette bekommt den Prozess gemacht.
 
Auch Margrid wird in den Zeugenstand berufen. Sie soll zugeben, was sie gegen Marie Antoinette in der Hand hat. Margrid bestreitet, je einen Brief von ihr erhalten zu haben. Sie tut das einzig richtige: Sie versucht, Marie zu schützen. - Vergeblich. Der Prozess war entschieden, bevor er überhaupt angefangen hatte. 

Marie Antoinette schweigt. Sie beugt sich ihrem Schicksal. 

Erst als ihr Perversion gegenüber ihrem kleinen Sohn vorgeworfen wird, erhebt sie die Stimme. 
                                            
Noch keine Infamie hat mich so sehr entsetzt
denn alle Mütter sind durch sie zutiefst verletzt
Ein Kind zu quälen ist abscheulich
Es Lügen lehren unverzeihlich

Mein Sohn hat nur was man ihm eingab nachgesprochen
Gießt euren Schmutz auf mich,
vor euch steht ungebrochen:
Marie Antoinette, Marie Antoinette

Jetzt und hier erkenn' ich mich
Erst im Leid bin ich ganz ich
Ich hab verdient, vor euch zu stehen
Ich werde nicht um Gnade flehen
Hasst mich, schmäht mich, tötet mich,
erst im Leid bin ich ganz ich

Nur meine Kinder brauchen mich,
euretwegen weine ich
Mein Sohn, eins musst du mir versprechen:
Versuche niemals uns zu rächen!
Schaut nach vorn, weint nicht um mich
Erst im Leid bin ich ganz ich!





Marie Antoinette bekommt die Todesstrafe. Gleichzeitig erkennt Margrid, dass Marie Unrecht getan wird. Aber es ist zu spät. Marie wird in einem "Schinderkarren" zur Guillotine gefahren. Kurz vorher stößt man sie zu Boden. Margrid sieht sie an. Ihre größte Feindin, am Boden. Die beiden Frauen erkennen plötzlich, dass sie vielleicht mehr verbindet, als der unendliche Stolz und Hochmut.
Margrid reicht ihr die Hand - obwohl diese kleine Geste auch ihr eigenes Todesurteil sein könnte. Nichtsdestotrotz hilft sie ihr hoch.
Marie zieht ihr Amulett aus und gibt es Margrid mit den Worten: "Trag es, Margrid. Es ist von unserem  Vater."
Spätestens jetzt ist klar, dass Margrid  Marie's Halbschwester war.
Marie Antoinette wird hingerichtet. 
Graf Axel von Fersen, der in einem schwedischen Kloster davon erfährt, dass seine geliebte Marie Antoinette starb, leitet das Finale mit dem Song "Jenseits aller Schmerzen" ein.

Ich versuchte, dich zu retten
doch du warst nicht zur Flucht bereit
Mit Stolz und Tapferkeit
nahmst du dein Schicksal an
und erst der Tod hat dich befreit

Um uns stirbt das Licht der Kerzen
Niemand weiß, wohin wir gehn'
Aber jenseits aller Schmerzen
werden wir uns wiedersehn' ...
Jenseits von Hass und Leid
werden wir uns wiedersehn'
Dort sind wir uns näher als im Leben ...